In den 1980er Jahren gab es nur wenige Fahrzeuge von LEGO bei denen es möglich war im Innenraum mehr zu machen als einfach nur eine Figur vor ein Lenkrad zu setzen. So ein Kandidat kam 1988 mit dem 6590 Auto mit Wohnwagen aus der Stadtreihe auf den Markt. Interessant für mich war damals, dass der Wohnwagen Platz für zwei Minifiguren und zusätzlich auch noch ein wenig Innenausstattung hatte.

Verpackung

Wie schon bei anderen Modellen aus dieser Zeit wird auch hier wieder ein gelbumrandeter Karton mit vertikalem „LEGOLAND”-Schriftzug verwendet.

Die Rückseite zeigt als Alternativmodelle unter anderem einen Pritschenwagen, einen Krankenwagen (auf den ersten Blick wirkt dieser wie ein Wohnmobil, die angedeuteten Lichter auf dem Fahrerhaus – wenn auch in rot statt blau – lassen aber auf ein Rettungsfahrzeug schließen), ein Cabrio und eine Art Eiswagen (zumindest sind das meine Interpretationen).

Bauanleitung und Zusammenbau

Der Zusammenbau des Autos mit Anhängerkupplung wird in 9 Schritten erklärt, für den Wohnwagen benötigt es 12 Schritte um die insgesamt 116 Teile (Figuren mitgerechnet) zu verbauen.

Aufkleber kommen keine zum Einsatz (wie schade 😉 ). Der Hintergrund der Bauanleitung wirkt wie ein blauer Himmel mit darunterliegender grüner Gras- und Hügellandschaft. So war das Layout der Anleitungen aus dieser Epoche für die Stadtreihe fast immer aufgebaut.

Minifiguren

Zwei Minifiguren sind in diesem Set enthalten. Mann und Frau, Freund und Freundin, vielleicht aber auch nur Arbeitskollegen, die sich natürlich nur für rein berufliche Zwecke ein paar Tage mit dem Wohnwagen aufmachen… Genaueres weiß man nicht.

Das Pärchen hat einen grauen Koffer dabei, der sich wunderbar im inneren des Wohnwagens verstauen lässt. Er (der Mann nicht der Koffer – Anm. d. R.) trägt rot-weiß quergestreift, sie rot-weiß-blau längs. Es heißt ja Längsstreifen machen schlank und Querstreifen eher breit. Ob der Designer hier bewusst gewählt hat? Zutrauen würde ich es LEGO ja, schaut man sich aktuelle Modelle und die Designer-Videos dazu an, wird einem klar, dass nur weniges dem Zufall überlassen wird. Zwar musste man sich in den 80er Jahren noch nicht vor Iawinenartiger Kritik in digitalen sozialen Medien fürchten, aber LEGO war trotzdem immer bemüht niemanden auf den Schlips zu treten, zumindest nicht der Frau wie in unserem Beispiel.

Jetzt aber zurück zu unseren Minifiguren. Er trägt zusätzlich noch ein rotes Basecap und sie schulterlanges dunkles Haar. Letzteres Kopfbedeckungs-Bauteil kam übrigens von 1983 bis 2003 für LEGO Figuren zum Einsatz. In den letzten Jahren seiner Existenz auch vermehrt als Männerhaar, zum Beispiel in LEGO Serien wie Harry Potter und Star Wars.

Das Modell

Die Zugmaschine wird von einem kleinen blauen Auto repräsentiert, welches einmalig ist. Anhand folgender Details hebt es sich deutlich von anderen Fahrzeugen dieser Zeit ab:

  • Die Frontscheinwerfer liegen unterhalb des Radkastens. Dies wird erreicht indem ein im Vorjahr (1987) neu erschienenes Winkelelement direkt auf das Karosserie-Bauteil gesteckt wird. Die meisten anderen Fahrzeuge verwendeten bis zu dieser Zeit den 1 x 1 Konverterstein mit transparenter 1 x 1 Platte für Front- und Heckbeleuchtung auf gleicher Höhe wie der Radkasten.
  • Die Heckscheibe ist ein 2 x 4 x 2 Bauteil was auch beim Wohnwagen zum Einsatz kommt
  • Spoiler auf dem Autodach
  • Durchgehend blaue Farbe

All das macht das Auto unverkennbar. Ich möchte wetten, dass viele AFOLs weniger als eine Sekunde brauchen um zu erkennen, welches Set gemeint ist, wenn Sie nur kurz das Auto zu Gesicht bekommen.

Einen kleinen Mangel hat das Zugfahrzeug dann aber doch. Wollen beide Minifiguren in den Urlaub fahren, muss einer im Wohnwagen Platz nehmen, da der Fahrer oder die Fahrerin schon den gesamten Innenraum des PKWs einnimmt.

Der Wohnwagen ist ein Zweiachser mit reichlich Fenstern (hoffen wir für die beiden Urlauber auf ausreichend Sichtschutz durch imaginäre Vorhänge oder Rollos). Dach und eine Seitenwand lassen sich aufklappen wodurch der Innenraum zum Spielen freigegeben wird. Im inneren befindet sich ein Tisch mit zwei Tassen sowie ein Wasserhahn. Das wars auch schon. Beide Figuren passen sitzend an den Tisch. Beim Schlafen wird es schon eng. Prinzipiell könnte man beide Figuren vor dem Tisch übereinanderlegen, aber auf Dauer ist das sicher etwas unbequem. Da ist es wieder, das typische Platzproblem in LEGO Fahrzeugen dieser Ära. Aber so richtig störte das sicherlich kein Kind damals, zum Spielen war das Modell sehr gut geeignet und umbauen lässt es sich ja ohnehin. Beim Platzangebot hat LEGO in den letzten Jahren deutlich zugelegt, schaut euch einfach mal das Set 31052 Urlaubsreisen an und vergleicht selbst.

Ein kleines Detail am Wohnwagen hat mir noch gut gefallen. An der Frontseite über den Stützrädern (letztere sind auch sehr praktisch um das Gefährt im abgekuppelten Zustand in der Horizontalen zu halten) befinden sich aufgedruckte Kühlrippen. Der Wohnwagen verfügt also über mehr Technik als man mit dem bloßen Auge sieht (Kühlschrank, Generator, Heizung, wir werden es nie erfahren). Auch die Antenne auf dem Dach lässt auf ein verstecktes Radio oder sogar einen Fernseher schließen.

Interessant finde ich auch, dass vom Designer unterschiedliche Felgen für Zugfahrzeug und Wohnwagen verwendet wurden. Das und der deutliche farbliche Unterschied zwischen PKW und Anhänger lassen ein wenig auf die Gedanken schließen, die sich der LEGO Designer bei der Übertragung von realen Vorbildern auf das Modell gemacht hat: Wer besitzt schon einen eigenen Wohnwagen. Die meisten Menschen leihen sich eher einen als ihn zu kaufen und dann ist es sehr wahrscheinlich, dass dieser in Farbe und Form nicht zum eigenen PKW passt. Wahnsinn woran alles gedacht wurde, vielleicht ist es aber auch nur Zufall. Falls nicht, Hut ab!

Fazit

Auffälliges LEGO Modell der 1980er Jahre welches die Spielmöglichkeiten der Stadtreihe in der damaligen Zeit enorm erweiterte.


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Tommy

Baut gerne MOCs und sammelt alte LEGO Burgen-, Weltraum- und Piraten-Sets.