Da Vincis Traum vom Fliegen
Fliegen blieb lange Zeit Vögeln, Insekten, Fledertieren und Sagengestalten vorbehalten. Schon die griechische Sage von Daidalos und Ikaros zeugt davon, dass Menschen schon sehr lange vom Fliegen träumen.
Leonardo da Vinci gilt bis heute als Universalgenie der Renaissance. Es gibt kaum ein Interessengebiet, mit dem er sich nicht beschäftigt hat: er war Maler, Bildhauer, Anatom, Astronom, Architekt, Ingenieur, Philosoph, Naturwissenschaftler, sogar Musiker. Auch er träumte vom Fliegen. Besonders die Anatomie von Vogelflügeln und deren technische Umsetzung trieben ihn um und er entwarf unzählige Flugmaschinen.
Das am 01. Januar 2025 in der ICONs-Reihe erschiene Set „Leonardo da Vincis Fluggerät“ widmet sich nun seinen Entwürfen mit einer gelungenen Interpretation eines Ornithopters (Schwingflügler).
Überblick der wichtigsten Informationen:
Name: Leonardo da Vincis Fluggerät
Set-Nummer: 10363
Preis: 59,99 € (im freien Handel erhältlich)
Teile: 493 Teile
Minifiguren: 1
Maße: 350 x 290 x 250 (mm)
Erschienen: 01. Januar 2025

Inhaltsverzeichnis
Die Verpackung
Der Karton ist schlicht gestaltet und kombiniert das schwarzgehaltene Design der 18+ Sets mit der Bauchbinde der ICONs Themen Reihe. Das fertige Set ist dabei mittig, vor schwarzem Hintergrund, abgebildet und füllt die Fläche gut aus.
Die Rückseite zeigt die Frontansicht des Sets, eine Größenangabe und die mechanischen Funktionen des Ornithopters. Der Karton an sich ist noch in der Ausführung mit Eindrücklaschen zum Aufreißen.


Der Inhalt
Im Karton finden sich vier Papiertüten mit insgesamt 493 Bauteilen für die Bauabschnitte, die Anleitung und ein Umschlag mit 3 Stoffteilen für die Stoffbespannung.

Die Bauanleitung
Die Bauanleitung beginnt mit einer Kurzbeschreibung von Leonardo da Vincis Wirken, einer Kurzvorstellung der Vorlagen und Anmerkungen des Designteams (vertreten durch Antica Bracanov). Die Seiten sind mit Auszügen aus da Vincis Manuskripten hinterlegt und um Zitate ergänzt.
Die Bauabschnitte sind typisch für LEGO gestaltet. Insgesamt 167 Bauschritte führen auf 90 Seiten zum Ziel. Das Designteam bringt seine Verehrung da Vincis in insgesamt neun historische Kurzinformationen und drei modellbezogenen Texten zum Ausdruck.
Bereits ein Blick in die Teileliste am Ende verspricht, dass Braun- und Erdtöne überwiegen, sich Fehlfarben auf Technic Pins und Achsen beschränken und die Plakette bedruckt ist.

Die Figur
Bart- und Haarteil sind bei anderen Figuren bereits in Verwendung. Sie kommen überwiegend bei Albus Dumbledore Figuren vor.
Der gelungene Headprint ist neu und zeigt ein sympathisches Gesicht eines älteren Mannes. Es könnte ohne Probleme auch zu einer Santa Claus Figur oder zu einem in die Jahre gekommenen Captain Rex passen.
Der Körper in Dark Blue trägt jeweils einen zueinander passenden Torso- und Beinprint. Er stellt einen Pelzbesatz in Dark Tan mit darunterliegender Tunika in Dark Red dar.
Gerade da Vinci als Figur birgt viele Verwendungsmöglichkeiten in MOCs oder als Cameo in Museen und vielem mehr.
Persönliche Anmerkung: viele Abbildungen zeigen Da Vinci mit seinem renaissancetypischen Beretto (oder doctors hat oder Tudors hat). Ein neues Haarteil mit entsprechender Kopfbedeckung wäre eine Bereicherung gewesen. Durchaus auch für die mittelalterlichen Themen.

Neue Teile, neue Farben, Drucke und Sticker
In diesem Set kommen neu gefärbte Teile und Drucke zum Einsatz. Es gibt keine Sticker.
Neue Teile
Neu entwickelte Teile im eigentlichen Sinne gibt es nicht. Jedoch gibt es 3 Stoffteile der Bespannung in einer neuen Form. Sie sind bestimmt für MOC-Designer interessant.
Neue Farben
Es gibt 12 Teile in neuen Farben. Nicht alle sind exklusiv in diesem Set enthalten. Manche sind ebenfalls in anderen Sets, die zeitgleich in der Winterwelle 24/25 erschienen sind, in Verwendung und daher noch selten:
22484 – Bar 1L with Tow Ball in Schwarz
79180 – Bracket 5 x 2 x 1 1/3 with 2 Holes and Bottom Stud Holder in Schwarz; neu in Winterwelle 24/25 Sets
49283 – Technic, Axle, and Wire Connector in Light Bluish Gray
4514 – Technic, Link 1 x 6 without Stoppers Perpendicular in Dark Orange
x127c10pb01 – String with End Studs (10L Overall) with (Same Color) Studs Pattern in Dark Tan
x127c40pb01 – String with End Studs (40L Overall) with (Same Color) Studs Pattern in Dark Tan
77859 – Plate, Round 1×3 with open Studs in Medium Nougat
4042 – Bar Curved with Axle 1L and 1 x 1 Round Plate End in Reddish Brown, neu in Winterwelle 24/25 Sets
4585 – Bracket 1 x 2 – 2 x 1 Centered in Reddish Brown, neu in Winterwelle 24/25 Sets
57360 – Hinge Cylinder 1 x 2 Locking with 2 Fingers and Axle Hole on Ends without Slots in Reddish Brown, neu in Winterwelle 24/25 Sets
85943 – Technic, Brick 1 x 2 with Hole and Dual Liftarm Extensions in Reddish Brown
731c10 – Technic, Shock Absorber 6.5L with Tan Piston Rod – Hard Spring, Tight Coils at Ends in Reddish Brown
Die bedruckten Teile sind ausschließlich themenbezogen und haben daher Sondernummern.
87079pb1488 – 2×4 Fließe in Schwarz mit „Leonardo da Vinci’s Flying Machine“ Schriftzug bedruckt. Der Druck ist kräftig, sauber und in Weiß. 3068pb2563 – 2×2 Fließe in Tan, mit einer stilisierten Skizze, die die Flugmaschine einer Anatomiestudie eines Vogels gegenüberstellt.

Der Aufbau
Bauabschnitt 1 – Sockel
Der erste Bauabschnitt widmet sich dem Bau des Sockels und eignet sich gut zum Warmklemmen. Der Sockel ist schlicht in schwarz gehalten und trägt vorne eine bedruckte Fließe. Der weiße Schriftzug ist kräftig und sauber gedruckt. Wie bei Sockeln üblich setzt Lego auch hier auf die SNOT-Bauweise. Dennoch wirkt er optisch besser gelungen, als seine Pendants aus anderen Serien. Die Säule ist schräg gelagert und erzeugt somit einen dynamischen Eindruck, wenn da Vincis Ornithopter aufgesetzt ist. Hier zeigt sich auch die einzige Schwäche des Sets. Die Klemmkraft des 2×6 curved splope Brick reicht bei grobem Umgang mit der Flugmaschine nicht aus und die Säule knickt ab. Vor der Säule befinden sich 2 Studs, um die da Vinci Figur in Szene zu setzen.

Bauabschnitt 2 – Bodengruppe der Flugmaschine
Mit dem zweiten Bauabschnitt beginnt der Aufbau des Ornithopters. Er ist recht kurzgehalten und in ihm entsteht „nur“ die Bodengruppe. Dennoch bietet er viel Abwechslung. Der Einbau der Rückstellfeder erfolgt und im Heckbereich ändert auf kleinsten Raum mehrfach die Baurichtung. Beim Einbau der Rückstellfeder sind etwas Erfahrung oder Geschick gefordert und er kann für ungeübte Bauer etwas knifflig sein. Ende des zweiten Bauabschnittes werten Fließen die Bodengruppe optisch auf. Etwaig sichtbare Technic Achsen in Rot sind hinterher verdeckt und nicht mehr sichtbar.




Bauabschnitt 3 – Oberteil und Heck der Flugmaschine
Der Ausbau des Rahmens sowie des beweglichen Vogelschwanz sind Ziel des dritten Bauabschnitts. Ausgehend von der Bodengruppe lassen kleinere Baugruppen und Formteile den Rahmen schnell in die Höhe wachsen. Hinge-Plates ermöglichen eine Verjüngung des Rückens und geben dem Rahmen der Flugmaschine einen natürlich wirkenden Look. Nun folgen die Streben für den Flügelmechanismus, der Schwanz und die Landekufe. Sobald letztere fertig gestellt ist, empfiehlt das Designteam, den Sockel als Bauhilfe zu nutzen und die Flugmaschine während aller folgenden Bauschritte auf ihm zu belassen. Den Abschluss des dritten Bauabschnittes bildet der Aufbau der Betätigung und deren Anbindung mittels kleiner Seilzüge an den Schwanz.





Bauabschnitt 4 – Fertigstellung
Mit der Montage der Leonardo da Vinci Figur endet auch der Aufbau des Sets. Doch zunächst ist Komplettierung der Rückstellmechanik an der Reihe, gefolgt vom Aufbau der Flügel. Da in der Bewegung Kräfte auf den Flügel wirken muss er besonders stabil sein. Trotzdem ist der filigrane Look der Flügelkonstruktion dank durchdachter Bauweise gut getroffen. Seinen Höhepunkt erreicht der Bauabschnitt mit dem Einbau des Zugseils. Dessen Länge ist perfekt abgestimmt und durch Endnoppen ist die Montage kinderleicht. Jetzt ist der Flügelschlagmechanismus voll einsatzbereit und verleitet bereits zum Spielen. Das Anbringen der Bespannung leitet das Ende des Bauens ein. Die formschönen Stoffteile verleihen da Vincis Flugmaschine das passende Aussehen und werten sie richtig auf.
Nach der tollen Bauerfahrung, folgt abschließend das Zusammensetzen der Leonardo da Vinci Figur – fast schon wehmütig. Hier ist dem Designteam ein kleiner Schnitzer unterlaufen. Leonardo, der bekanntermaßen Linkshänder war, bekommt die Schreibfeder in die rechte Hand. Die bedruckte 2×2 Fließe in der anderen Hand, ist eine schöne Idee. Sie zeigt eine Skizze, die die Flugmaschine einer Anatomiestudie eines Vogels gegenüberstellt.







Die Funktion
Durch ziehen des Abzugs senkt die Seilkonstruktion die Flügel. Beim Lösen hebt die Rückstellfeder diese wieder an. Der Flügelschlag sieht sehr natürlich aus und läuft sehr flüssig.

Fazit
Da Vincis Flugmaschine ist mehr als gelungen und sticht definitiv aus den meistens Sets der letzten Zeit heraus. Das Set bietet alles, was das Lego-Fan-Herz begehrt, obwohl es aus knapp unter 500 Teilen besteht. Es treffen abwechslungsreiche Bautechniken auf solide Technic-Konstruktionen. Der Anspruch steigt kontinuierlich während des Bauens, sodass es bis zum Schluss eine Freude ist, den Ornithopter entstehen zu sehen. Allein das Zusammenspiel der Seilkonstruktion, der Rückstellfeder und der Flügelmechanik ist bemerkenswert gut designt. Der Flügelschlag ist reibungslos und wirkt zusammen mit der gut getroffenen Flügelform sehr realistisch. Die Verwendung von Drucken, farblich angepassten Teilen, der Stoffbespannung und einer gelungenen Minifigur runden den Gesamteindruck ab.
Gerade durch diese Mischung empfiehlt sich das Set für Einsteiger, MOC-Designer und alle, die auf der Suche nach einem wertigen Ausstellungsstück sind.